Sido gibt sich ja nun schon seit einer ganzen Weile als der nette Schwiegersohn von nebenan. Ist also Schluss mit echtem, hartem Drogenopfer-Hip Hop von den Straßen der Großstadt??? Gibt es keinen Sido mehr? Völliger Quatsch – „Aggro Berlin“ hat mehr Sido zu bieten, als je zuvor.

Die erste Single „Hey Du!“ zeigt das wahre Gesicht des Ex-Maskenmanns, in der er unverblümt aus seinen abenteuerlichen Kindertagen berichtet.

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Wenn man so zu den ersten Erfolgen wie „Mein Block“ zurückschaut – so ist der Mann mit der Maske von damals zumindest nach außen hin, kaum wiederzuerkennen. Neuerdings zeigt er sich in Talkshows mit ungewöhnlichem Saubermann-Image und fähig eine Konversation zu führen. Auch die Wahl-Kampagne, in der er junge Deutsche an die Wahlurnen locken wollte, zeugt von der neuen Ernsthaftigkeit des Berliner Rappers. Ähnlich dem Moment, in dem er durch das Abnehmen der Maske, seine Identität ans Licht brachte, lässt er mit seinem neuen Album „Aggro Berlin“ eine weitere Maske fallen.

In der neuen Platte zeigt sich Sido offener und ehrlicher denn je. Er erzählt dem Hörer eine Geschichte, die keiner besser kennt als er selbst – nämlich seine eigene. Rückblicke, Erinnerungen, Bilanzen und Resümees durchleuchten seine Entwicklung vom Drogenopfer zum echten, demaskierten Sido und kommt zu dem Schluss: „Es waren achtbare acht Jahre.“

Ok, der Funke springt nicht gleich bei allen Tracks über. Kifferklischees bei „Marie & Jana“ oder die unangebrachte Gesangseinlage seiner Liebsten in „Schlampen Von Gestern“  gehören unter anderem zu den Ausrutschern der Platte. Als äußerst gelungene Tracks fallen sofort „Der Tanz“ und „Seniorenstatus“, letzteren  gemeinsam mit „Rap-Opi“ Samy Deluxe produziert, ins Ohr.

Was die Texte anbelangt, bekommen die Fans also in „Aggro Berlin“ einen äußerst authentischen Sido kredenzt, der tatsächlich gereift ist. Zur musikalischen Seite allerdings lassen sich kaum schöne Worte finden. Die Palette reicht von langweilig und uninteressant bis hin zu unzumutbar.

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