Alle Reggae Fans bekommen endlich neues Material – Gentleman ist zurück! Nach gefühlten 100 Jahren Pause ist der Kölner mit seinem neuen und sechsten Studioalbum wieder in aller Munde. Seine Platte „Diversity“ ist am Freitag, den 09. April 2010 erschienen und schon jetzt sorgt er mit seiner ersten Single „It No Pretty“ für Gesprächsstoff.

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Otto Tilmann alias Gentleman gehört zu den wenigen deutschen Reggae-Musikern, der neben seiner Erfolge in Deutschland, ein ebenso hohes Ansehen international genießt. In Jamaika ist er übrigens der einzige deutsche Musiker, der dort jemals so einen Status erlangt hat. Respekt! In Osnabrück geboren und Köln aufgewachsen, zählt Gentleman aber Jamaika schon seit über 17 Jahren zu seiner zweiten Heimat, die er auch regelmäßig besucht. Vielleicht kommen seine Songtexte auch deshalb immer in Patois, dem jamaikanischen Englisch daher.

Aber zurück zu seinem neuen Werk – Diversity. Viele werfen Gentleman ja stets fehlende Vielfalt und Weiterentwicklung vor – seine Songs würden klingen wie eine immer wieder abgespielte alte Platte. In gewissem Maße muss man dem auch zustimmen – aber dennoch find ich es mal sehr angenehm, einen Musiker vor mir zu haben, der nicht stets versucht sich neu zu erfinden. Gentleman hat halt zu sich selbst gefunden und seine Musik und Texte halten sich seit Jahren auf dem gleichen aber eben sehr hohen Niveau. Und auf der neuen Platte – alte Leier? JEIN. Gentleman versucht sich schon ein Stückweit mit neuen Formen und Sounds. Aber mehr auch nicht. Gentleman bleibt dennoch Gentleman.

Diversity wartet mit 19 Songs auf, die einen wieder einmal in die bewährten Surfer-Riddims und klassische Ragga-Sounds mitnehmen. Man kann sich wahrhaftig schlimmeres vorstellen. Gentleman hat ja aber auch schon in der Vergangenheit, siehe „Dem Gone“, gezeigt, dass er ebenso mit Dancehall was anfangen kann und nicht nur in der Roots & Conscious-Küche köchelt. So auch auf der neuen Scheibe. „The Finish Line“ oder „No Time To Play“ sind der lebende Beweis.

Aber wie schon angedeutet, wagt sich Gentleman mit dem neuen Album auch in neue Gefilde. Bei „The Reason“ erwartet dich ein Mix aus afrikanischen Gesängen, Dub-Elementen, fast spanisch klingende Akustik-Gitarren und ein Hauch von Funk. „Regardless“ hingegen kommt mit flächigen Klängen, die unter anderem durch Piano realisiert werden daher.

Bei allem Mut zum Neuen bleibt aber eins wie immer: seine Texte. Eine gute Mischung aus gefühlvollen Liebeserklärungen an seine Frau und Familie sowie, auf der anderen Seite, kritische Sichten auf unsere Gesellschaft. Gentleman mag sich einfach nicht mit bestehenden Missständen abfinden oder in irgendeine Schublade stecken lassen. Und das ist auch gut so! So wird die Singleauskopplung „It No Pretty“ zur ersten Anklage, die mit Textpassagen wie „Why are you so unkind, mankind?“ den Kopf des Nagels nicht genauer treffen kann. Eine Art Plädoyer zu kultureller Vielfalt und Toleranz zeichnet sich im Song „Changes“ ab.

Wer Gentleman bis jetzt mochte, der wird auch von dieser Platte begeistert sein. Und auch wenn er noch immer derselbe ist – nämlich Gentleman – könnten Kritiker diesmal doch überzeugt werden.

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